Life Sciences Cluster Forum 2023

Am 3. Life Sciences Cluster Forum der Handelskammer beider Basel trafen sich über 300 Akteure, um sich über die Digitalisierung im Gesundheitssektor auszutauschen. Bundespräsident Alain Berset gab hierzu Einblicke in die Pläne des Bundes. Im Zentrum des Forums stand die Frage, wie rasch ein nachhaltiges, digitales Gesundheitswesen entstehen kann. Die Antwort: Die Zusammenarbeit von Spitälern, Behörden, Kantonen, Bund und Life Sciences-Unternehmen ist der Schlüssel zum Erfolg.

Von Philippe Hofstetter

Von Deborah Strub

«Die Digitalisierung des schweizerischen Gesundheitswesens steht an einem Wendepunkt», betonte Elisabeth Schneider-Schneiter, Präsidentin Handelskammer beider Basel, eingangs. «Klar ist, die Digitalisierung im Gesundheitssektor steht und fällt mit der Vernetzung und der Zusammenarbeit aller Akteure. Die Handelskammer beider Basel setzt sich mit ihrem Life Sciences Cluster Basel engagiert dafür ein, dass sich eine datenbasierte Gesundheitswirtschaft entwickeln kann. Dies ist für Unternehmen und die Forschung in unserer Region entscheidend, um weiterhin weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben». Am 3. Life Sciences Cluster Forum, an dem sich über 300 Akteure der Branche austauschten, war eine Aufbruchstimmung und der Wille, zur Zusammenarbeit deutlich zu spüren.

DigiSanté: Von der Vision zur Umsetzung

Während die Qualität des schweizerischen Gesundheitssystems auch im internationalen Vergleich hoch ist, so gibt es bei der Digitalisierung einige Defizite. Beispielsweise mangelt es an einer konsistenten Strategie für den vielseitigen Einsatz einmal erfasster Patientendaten. Bundespräsident Alain Berset betonte in seiner Rede die grosse Bedeutung der Life Sciences für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Schweiz, insbesondere des Pharma-Clusters Basel. Entscheidend für den künftigen Erfolg sei die gute Koordination der Digitalisierungsbemühungen: «Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, die allen Akteuren im Gesundheitswesen die nötige Sicherheit für ihre Investitionen in die Digitalisierung geben.»

Breitere Nutzung von Gesundheitsdaten ermöglichen

Ann Aerts, Head Novartis Foundation, plädierte in ihrer Keynote über künstliche Intelligenz und digitale Technologien für eine bessere und breitere Nutzung von Gesundheitsdaten und zeigte eindrucksvoll die zukünftigen Vorteile für Forschung und Patientenversorgung auf. Zugleich veranschaulichte sie, wie Daten bereits heute effektiv genutzt werden können. «Die Schweiz wurde in den vergangenen Jahren mehrfach als innovativstes Land der Welt benannt – und das völlig zurecht. Ihre Innovationen in den Life Sciences sowie im Bereich von Health Tech haben unsere Lebenserwartung deutlich erhöht und die Gesundheitsversorgung revolutioniert. Nun brauchen wir jedoch eine weitere Welle der Innovation, die auf künstlicher Intelligenz, digitalen Technologien sowie Datenanalysen beruht, um unsere derzeit reaktiven Gesundheitssysteme in Zukunft prädiktiv und proaktiv zu gestalten. Nur so können wir eine Population in grossem Masse gesund halten und unsere Wirtschaft langfristig entlasten», so Ann Aerts weiter.

Standesinitiativen treiben Transformation voran

«Mit den beiden erfolgreichen Standesinitiativen aus den beiden Basel, die wir initiiert haben, tragen wir dazu bei, dass die Arbeiten zur digitalen Transformation des Gesundheitswesens weitergeführt und beschleunigt werden», so Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel. «Die Herausforderungen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen können wir nur meistern, in dem wir sektorübergreifend zusammenarbeiten.»

«Die Schweiz nutzt das Wissen, das in Daten schlummert, kaum. Deshalb setzen wir uns – auch im Rahmen des Life Science Cluster Basel – seit einigen Jahren mit Nachdruck für ein Gesundheitsdatenökoystem ein. Mit dem geforderten Rahmengesetz soll ein klarer rechtlicher Rahmen vorgegeben werden. Konkret soll dieser regeln, wie in der Schweiz anfallende Daten genutzt werden und wie verschiedene Akteure Zugang erhalten können», so René Buholzer, CEO Interpharma.

Pionierprojekt BâleDat

Das Pionierprojekt BâleDat, das der Life Sciences Cluster Basel der Handelskammer beider Basel angestossen hat, ist ein Bottom-up-Ansatz aus der Region. BâleDat will mit allen regionalen Akteuren und in Zusammenarbeit mit Top-down-Projekten wie DigiSanté und dem Swiss Personalized Health Network (SPHN) die Sekundärnutzung strukturierter, anonymisierter und standardisierter Gesundheitsdaten vorantreiben. «Spitäler aus beiden Basel, die Pharmaindustrie, Wirtschaftsverbände und das SPHN suchen gemeinsam nach kantonsübergreifenden Lösungen, basierend auf gemeinsam identifizierten Usecases», informierte Deborah Strub, Abteilungsleiterin Cluster & Initiativen Handelskammer beider Basel.

Umdenken findet statt

«Aktuell ist es so, dass einmal erfasste Daten immer wieder neu angegeben werden müssen und nicht für verschiedene Zwecke genutzt werden können. Es fehlt eine breit abgestützte, gemeinsame Strategie. Bei vielen Akteuren bei uns in der Region hat dank BâleDat aber bereits ein Umdenken stattgefunden. Mit DigiSanté steht zudem ein vielversprechendes Programm bereit, das wir aus der Region unterstützen wollen», erläutert Jürg Erismann, Standortleiter Roche Basel & Kaiseraugst und Präsident Life Sciences Cluster Basel.

Synergien von BâleDat und DigiSanté nutzen

In der Komplexität des Gesundheitswesens sei die Zusammenarbeit keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Sie sei der Katalysator für nachhaltige Innovation, betonte Elisabeth Schneider-Schneiter abschliessend: «Mit unserem BâleDat-Ansatz unterstützen wir das sehr vielversprechende Programm DigiSanté und leisten damit unseren Beitrag zur Digitalisierung im Gesundheitswesen.»

Über den Life Sciences Cluster Basel

Der Life Sciences Cluster Basel bringt die wirtschaftliche Kraft und Relevanz der hiesigen Life Sciences-Industrie zum Ausdruck. Initiiert von der Handelskammer beider Basel vereinigt der Cluster namhafte Vertreter der Life Sciences – von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung und Entwicklung zu international tätigen Life Science-Unternehmen und Spitälern.
www.lifesciencesbasel.com

 

Arbeitsgruppe «Datenbasierte Gesundheitswirtschaft»

Dominik Glinz (Roche), Michael Rebhan (Novartis), Katrin Crameri (SPHN), Marie Jeanne Semnar (Interpharma), Dietmar Kraemer (KSBL), Bram Stieltjes (PHB/USB), Philippe Hofstetter (HKBB), Deborah Strub (HKBB), Silvio Frey (HKBB, extern).

 

Datenbasierte Gesundheitswirtschaft

Unter einer datenbasierten Gesundheitswirtschaft versteht der Life Sciences Cluster einen Wirtschaftszweig, in dem Gesundheitsdaten so gesammelt werden, dass diese sowohl in der Gesundheitsversorgung als auch der Forschung und Entwicklung (Industrie und Akademie) unter Berücksichtigung aller gesetzlichen, ethischen und ökonomischen Rahmenbedingungen genutzt werden können. Dadurch entstehen Dienstleistungen und Produkte, die im Markt vertrieben werden und den Menschen bei deren gesundheitlichen Vorsorge und Versorgung helfen.